Exekutive Funktionen*)
Geistige Prozesse, die das Verhalten, die Aufmerksamkeit und die Gefühle gezielt steuern, werden in der Neurowissenschaft als exekutive Funktionen bezeichnet. Es handelt sich dabei um das Arbeitsgedächtnis, die Inhibition und die kognitive Flexibilität.
Arbeitsgedächtnis
Beim Rechenvorgang 3+3-2=4 ist das Arbeitsgedächtnis gefragt. Es speichert also kurzfristig Informationen (Zahlen, Zwischenergebnisse, Wörter, Objekte) und verarbeitet sie.
Inhibition
Ein Schüler macht trotz großer Geräuschkulisse im Aufenthaltsraum konzentriert seine Aufgaben. Er kann also die Störung durch den Lärm ausblenden. Darüber hinaus sorgt die Inhibition auch dafür, Impulse zu unterdrücken, also vielleicht nicht gleich aufzugeben, wenn etwas nicht auf Anhieb gelingt. Wer gut inhibiert ist, kann sein Verhalten und seine Aufmerksamkeit gut kontrollieren.
Kognitive Flexibilität
Gilt es den Fokus der Aufmerksamkeit von einer Sache auf eine andere zu wechseln, durch eine andere Sichtweise einen Perspektivwechsel vorzunehmen oder sein Verhalten in einer Situation entsprechend schnell umzustellen, dann spielt die kognitive Flexibilität eine große Rolle.
Die exekutiven Funktionen haben beim Schuleintritt für die Schuleignung und der Lernleistung während der gesamten Schulzeit
einen ebenso hohen Stellenwert wie der IQ.
Konzentrationsprobleme, ADS oder ADHS, Dyskalkulie oder Lese-Rechtschreibeschwäche sind häufig ein Hinweis auf schlecht
ausgeprägte exekutive Funktionen.
Das Lernen fällt Kindern also nicht immer nur mangels fehlender Motivation oder Intelligenz schwer, sondern ist häufig ein Defizit im Bereich der Selbstregulation.
Exemplarisch seien hier einige Situationen, in denen dieses Defizit im Schulalltag auffällig wird aufgeführt:
- Schüler können gedanklich nicht gut von einem Fach auf das nächste umschalten
- Schüler schaffen es nur schwer von einer Unterbrechung (Pause) wieder auf den Unterricht umzuschalten
- Schüler vergessen Dinge, die sie gerade gehört haben sofort wieder
- Schüler haben Probleme sich zu konzentrieren
- Schüler lassen sich leicht ablenken
Im Bildungsplan 2016 wird der Bedeutung der exekutiven Funktionen in den Leitgedanken wie folgt Rechnung getragen.
„In sportlichen Handlungssituationen lernen die Schülerinnen und Schüler, ihr Verhalten, ihre Emotionen und ihre Aufmerksamkeit zu steuern. Der Fähigkeit zur Selbstregulation liegen kognitive Prozesse zugrunde, die in ihrer Gesamtheit als exekutive Funktionen bezeichnet werden. Diese können durch Bewegung, Spiel und Sport unterstützt werden. Selbstregulationskompetenz ist im schulischen Kontext von großer Bedeutung, sowohl für den Erwerb der fachlichen Kompetenzen in allen Fächern als auch der sozial-emotionalen Kompetenzen während der gesamten Schulzeit“ (Bildungsplan 2016, Gymnasium/Sekundarstufe I und Oberstufenplan der Gemeinschaftsschule, Leitgedanken, Prävention und Gesundheitsförderung, Quelle: http://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/Startseite, 01.12.15).
Die neuronale Entwicklung der exekutiven Funktionen findet zwischen dem 5. und 30. Lebensjahr statt. Besonders Kinder und Jugendliche mit schwach ausgeprägten exekutiven Funktionen profitieren von einer Förderung ihrer Selbstregulation.
Spezielle Übungen mit besonderen kognitiven Herausforderungen sorgen für eine gezielte Förderung.
Gemäß dem Motto „Sport und Bewegung machen schlau“, finden Sie eine große Zahl an Übungen und vertiefende Informationen zum theoretischen Hintergrund unter http://www.fit-lernen-leben.ssids.de.
*) Der Fachhintergrund dieser Ausführungen stammt aus dem PFIFF-Lehrwerk: Förderung exekutiver Funktionen und der Selbstregulation im Sport von Dr. Sabine Kubesch